Termin fand nicht statt, Frisörin krank. Leider wurde ich nicht rechtzeitig benachrichtigt. Es gab auch niemanden, der einspringen konnte.
All das wäre vielleicht noch ok, wenn bei der Klärung im Salon nicht hartnäckig darauf bestanden worden wäre, man habe alles in seiner Macht stehende getan und der Fehler läge auf meiner Seite. Man könne auch nichts gegen automatische Termin-Reminder am Vortag machen (!)
Kein Angebot der Wiedergutmachung, ich wurde nach Hause geschickt.
So mies wurde ich im Dienstleistungssektor selten behandelt. Hoch lebe der/die Kunde/in!
Seit ich mich mit meinen Haaren beschäftige und Friseurspielen als Kind zählt nicht, besteht zwischen der Mähne auf meinem Kopf und mir eine Hass Liebe. Meistens wollen meine Haare was anderes als ich mit ihnen vorhabe und letztendlich kriegen sie ihren Willen. Dafür haben sie aber bisher auch relativ klaglos alle meine Farbexperimente, Toupier- und Föhnversuche ertragen ohne mir auszufallen. Aber das konnte ja nicht schon alles sein.
Also beschloss ich meinen Haaren und mir eine Paartherapie zu gönnen bei Sascha und seinem Vintage Hairstyling Workshop.
Vor meinem Besuch wurde ich von 4 Ängsten geplagt:
Was wenn meine Haare unrettbar verloren sind und nur noch eine Glatze oder ein Pixi Cut hilft?
Was wenn ich mich zu dumm anstelle und nichts klappt?
Was wenn der Stylist sich vor mir ekelt? (Leider auch schon erlebt)
Was wenn ich anfange zu heulen, weil ich mich seit Ewigkeiten mal wieder hübsch finde?
Ich habe immernoch lange Haare.
Übung macht den Meister und immerhin hat es gehalten. Der Rest kommt mit der Zeit und besagter Übung.
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Die Augen wurden ein bisschen feucht, aber nicht weil ich nur ein bisschen hübsch war, sondern weil ich mich gut zusammenreißen konnte und Angst hatte, dass mir der Mascara ins Auge läuft.
Meine Haare, die sonst nur meine hilflosen Versuche sie zu locken, milde belächelten, kringelten sich um meinen Kopf und und sahen mit ihrer Sprungkraft fast schon glücklich aus und ließen sich ohne mucken und murren in alle Richtungen drehen, bürsten, wickeln, toupieren und festklemmen. Für mich auch ganz wichtig, ich hatte wieder Spaß mit meinen Haaren: Da früher nichts so richtig wollte und ich auch nicht wirkilch wusste, wo ich denn mit der Locke jetzt falsch abgebogen war, hatte das ganze eher etwas von Pflicht und "das muss jetzt". Das bedeutete, wenn ich wusste ich will weg und will mit den Haaren was machen, war ich schon getresst bevor ich überhaupt die Bürste in der Hand hatte. Das wird mir in Zukunft nur noch passieren, wenn mir die Zeit davon läuft und die letzte Haarnadel noch nicht drin ist.
Zum Ambiente: Es ist Püppikram durch und durch. Wer zu "Matthias Motorenbude" will ist hier eindeutig verkehrt. Weiß und Akzente in Gold (z.B. die Spiegel an der Wand) lassen die Seele entspannt seufzen wenn man rein kommt. Das Konzept ist stimmig und jemand wie ich, der viel guckt und der versucht jedes Detail zu entdecken, kann sich stundenlang beschäftigen. Aber verspielter Kitsch ist dezent genug, dass jemand der allergisch darauf reagiert sich dort auch noch wohlfühlen kann.
Ich habe mir dort - noch - nicht die Haare schneiden lassen, aber es ist das erste Mal, dass ich das Gefühl habe einen der Friseure gefunden zu haben, bei denen man sich blind hinsetzen kann und sagen "Hab Spaß, mach mal" und wenn man wieder guckt hat man Wahnsinns Haare. Ich war ein bisschen früh und hab noch kurz Sascha bei einem männlichen Kunden in Aktion erleben können und einen Moment mit dem Gedanken gespielt, mir nicht doch einfach einen Männerkurzhaarschnitt verpassen zu lassen.
Sascha selbst ist nebenberuflich wahrscheinlich eine Fairy Godmother in disguise. Ja ich habe mich ein bisschen ungeschickt angestellt und als Amateur ist das ziemlich wahrscheinlich normal.
Aber ich habe mich zu keiner Zeit dumm oder unfähig gefühlt nur ungeübt und das ist ein RIESEN Unterschied. Er hatte eine Engelsgeduld und keine Frage war zu doof oder seltsam. Besonders schön fand ich es, dass ich meine schwache Seite selber machen musste und das meine ich nicht sarkastisch. Mit meiner Schwachen Seite mache ich viele Fehler, die mit der starken Seite nicht passieren. Umständliches Greifen inklusive.
Ich finde es sehr schade, dass ich so lange gebraucht habe, bis ich mich endlich zu Püppikram hin getraut habe.
Fazite nach diesem Besuch:
Übung macht den Meister und niemals Aufgeben!
Eine Püppi brauch nur 3 Sorten Obst in ihrem Leben: Eine Banane auf dem Kopf, eine Kirsche am Ohr und eine Erdbeere im Mund.
Wer das nötige Kleingeld hat sollte hier definitiv mal vorbei schauen und/oder sich einen Besuch zu einem Anlass der Wahl schenken lassen.